Charakteranimation bei Poisonville
15.07.2010 - diese Woche geht es um Charakterentwicklung, oder genauer gesagt, Animation. Animation erweckt Charaktere zum Leben. Wir Menschen sind Profis im Beurteilen von Bewegungen. Aber in der Animation versucht man nicht nur, das Leben zu kopieren, sondern es überhöht darzustellen.
Die größte Herausforderung in Poisonville ist es, die Charakteristiken
der Protagonisten zu entwickeln. Die männlichen und weiblichen
Hauptfiguren können nicht nur in Sachen Kleidung und Ausrüstung,
sondern auch anhand ihrer Hautfarben modifiziert werden. Wir müssen
also eine typische Gangsterfigur schaffen, die unabhänging vom
individuell erstellten Avatar des Spielers wirkt.
Der Charakter wird aus einem Zweibeiner-Setup konstruiert. Die Haut wird quasi über seine Knochen gelegt.
Hier ein Bild des Skeletts:
Und so sieht er aus, sobald die Haut aufgetragen wurde:
Ein paar Worte zum Animationsprozess. Wenn man beginnt, Animation zu
lernen, muss man sich auf jeden Fall mit den 12 Animationsprinzipen
vertraut machen, die vor vielen Jahren in den Disney Studios entwickelt
wurden. Sie lassen sich auch heute noch zu 100 % anwenden.
- Exaggeration (Übertreibung)
- Arcs (Bögen)
- Anticapation (Vorbereitung/Einleitung einer Handlung)
- Overlap and follow through (Trägheit und Ausschwingen der Bewegungen)
- Appeal (Anziehungskraft)
- Staging (Inszenierung)
- Timing (Timing)
- Solid drawing (Solide Zeichnungen)
- Squash and stretch (Stauchung & Dehnung)
- Slow in slow out (Beschleunigung & Abbremsen)
- Secondary animation (Animation sekundärer Objekte)
- Straight ahead or pose to pose (Geradeaus oder Pose zu Pose)
Es gibt viele hervorragende Bücher, die diese Prinzipien im Detail
vorstellen. Für mehr Informationen empfehlen wir zum Einstieg „The
Illusion of Life“ von Frank Thomas und Ollie Johnston. Diese Prinzipien
werden bei der Entwicklung eines „Schlüsselbildes“ jedes Mal verwendet.
Die Charaktere posieren in jedem Einzelbild wie in einem Daumenkino.
Bevor man mit der Animation beginnt, sollte man entweder entsprechende
Referenz-Videos drehen oder in Filmen, Spielen, oder was immer man
finden kann, danach suchen. Hier ein Beispiel:
Unabhängig davon, was man animiert, sollte man immer
Vorschaubilder zeichnen, um das Timing und die Postionierung
aufzugliedern. Auf diese Art kann man schon vor der Arbeit am Computer
heraufinden, was vonnöten ist. Hier ein paar Beispiel-Vorschaubilder:
Sobald man mit seiner Vorschau zufrieden ist, geht es an die
Schlüsselanimationen. Wir definieren also, wie die Charaktere in jedem
Einzelbild aussehen.
Von vorne:
Von der Seite:
Jetzt exportieren wir die fertige Animation ins Spiel und testen
die Bewegungen, um sicherzustellen, dass sie zum Charakter passen.
Und das ist alles! So erwachen Poisonville-Charaktere zum Leben.
Quelle: Offizielle Webseite