Schwert und Schild: Test des Top-Titels
14.10.2011 - Die Redaktion hat sich Schild und Schwert genommen und ist ausgezogen, Teil des Heldenepos Drakensang zu werden. Der Titel präsentiert sich mit fulminantem Auftritt. Ob der Titel der PC-Legende Diablo gleicht oder der Drachengesang eher einem Klagelied gleicht, könnt ihr im aktuellen Test lesen.
- Einfaches Learning By Doing: Lineare Quests führen den User spielerisch ein. Ein explizites Tutorial gibt es nicht
- In der einfachen, linearen Startumgebung erlebt der Spieler sofort absolut einsteigerfreundliche Action
- Schneller Level-Up und erste Item-Drops motivieren und stacheln den typischen Sammeltrieb an
- Klassisches Interface wie bei PC-Spielen, dessen Funktionen durch gute Hilfseinblendungen schnell klar sind
- Stimmige Atmosphäre: Die tolle Grafik, die exzellente Musik, die Soundeffekte sowie die Steuerungsart erwecken fast das Gefühl, einen klassischen PC-Titel zu spielen
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- Aktuell stehen nur zwei Heldenklassen zur Verfügung, deren Aussehen sich auch nur rudimentär einstellen lässt
- Keine Erklärung des Interfaces oder der Shortcuts. Der User muss sich selbst bemühen und die Menüpunkte durchklicken, damit ihm keine nützliche Funktion verborgen bleibt. Dadurch dürfte bei einigen Usern möglicher Spielkomfort verloren gehen
- Es gibt keine erkennbare übergeordnete Story im Spiel, die das Ziel klarmacht. Vom Drachen erfährt der User bisher nur etwas auf der Website
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- Kenner von Hack and Slay Titeln wie der Diablo-Reihe werden sich in Punkto Bedienung und Menüführung zurecht finden
- Eingängige Bedienung über die Maus inklusive rechter Maustaste für Spezialattacken sowie über die Tastatur mit zahlreichen Hotkeys
- Immense Item-Vielfalt. In angelegtem Zustand verändert die Ausrüstung zudem das Aussehen des Helden
- Vom nötigen Zeiteinsatz her für Gelegenheits- wie für Hardcore-User geeignet. Pausieren birgt keine Nachteile, allerdings kommt der Charakter nur durch aktives Spielen weiter
- Möglichkeit, viele Quests gleichzeitig anzunehmen. Dadurch lassen sich in derselben Außenregion direkt mehrere Aufträge zugleich erledigen
- Item-Drops von Monstern passen immer zur eigenen Spielerklasse und sind für jeden User separat. Dadurch besteht keine Sammelpanik wie bei Diablo, wo sich die Spieler gegenseitig Dinge wegschnappen können
- Abwechslungsreiche Maps: Unterschiedlich große Areale mit mannigfaltigen Vegetationen und Gegnern. Offenes Gelände sowie viele Orte und auch Dungeons
- Bisher zwar nur zwei Charakterklassen, diese spielen sich jedoch merklich unterschiedlich
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- Das viel zu kleine Inventar zwingt insbesondere Kostenlos-Spieler zu einem erhöhten Reiseaufkommen oder Item-Verzicht. Das Inventar kann gegen Andermant (Premium) vergrößert werden
- Unübersichtlich viele Händler
- Keine Rennfunktion. Das ständige Reisen zu Fuß von den Auftraggebern zu den oft gleichen Arealen nervt mit der Zeit. Der User fühlt sich als Ping Pong mit wunden Füßen
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- Für ein Browsergame beeindruckende isometrische 3D-Welt. Der Spielwelt ist die ursprüngliche Herkunft (Das Schwarze Auge) gestalterisch anzusehen
- Möglichkeit, im Vollbildmodus zu spielen
- Die Spielwelt ist sehr abwechslungsreich und schön gestaltet
- Atmosphärische Lichteffekte. Insbesondere in den Dungeons und bei Zaubersprüchen weiß die Nebula-Engine atmosphärisch zu beeindrucken
- Zoomfunktion über das Mausrad
- Drakensang bietet viel grafische Abwechslung durch unglaublich viele Charaktere, Landschaften, Items, Monstertypen etc.
- Weiche, gut gelungene Animationsphasen der Figuren
- Detailreiche Gestaltung der Umgebung: Beispielsweise schwimmen Fässer im Wasser, das wiederum das Licht schön reflektiert und eine realistische Oberfläche aufweist
- Liebevoller Detailreichtum und Belebtheit, insbesondere in den Städten: Fackeln qualmen, Fahnen wehen, leere Brunneneimer wiegen sich im Wind. Zudem wird alles akustisch untermalt
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- Im Vollbildmodus pixelt die Grafik etwas auf und wirkt etwas unscharf
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- Durch den Einsatz der Nebula-Engine, die in Java einbettet ist, läuft Drakensang ohne Clientinstallation als Browsergame
- Eingeloggt: Begrüßung auf Startseite samt Charakter-Statistik
- Wechsel zum Vollbildmodus möglich
- Ortsabhängige Soundeffekte: In Höhlen ist u.a. das Rauschen von Wasserfällen zu hören. Es wird lauter, je näher der Held dem Wasser kommt
- Stimmungsvolle, dezente Musik, die das Geschehen atmosphärisch untermalt
- Die KI gibt den Monstertypen unterschiedliche Verhaltensweisen
- Aufteilung in Areale und Instanzensystem führt zu erträglichen Wartezeiten beim Ortswechsel
- Vor dem Hintergrund der geladenen Datenmengen ist die Qualität in Summe trotz kleinerer Probleme beeindruckend
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- Das Nachladen von Inhalten und das ständige Auffüllen der Monster innerhalb einer Region, führt auch bei DSL-Leitung mitunter zu Sprüngen im Spiel
- Plötzliche Lags treten leider immer wieder auf und führen ärgerlicherweise teils zum Tod des Helden, wenn die Figur beispielsweise urplötzlich von einer Horde Monster umringt ist
- Questgeber werden oft nicht richtig auf der Minikarte angezeigt, daher muss man das Gebiet mühselig ablaufen
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- Das Entdecken neuer Regionen samt den vielen Nebenschauplätzen spornt an
- Praktische Freundesliste und schnelle Bildung von Gruppen möglich
- Gruppen haben einen eigenen Chat und sehen sich gegenseitig auf der Minimap, sofern die Mitglieder in derselben Region sind
- Komfortables Questlog, das offene Aufträge kurz und knackig anzeigt
- Die neuen Regionen bieten immer wieder eine tolle Grafikpracht und neue Monstertypen samt stimmigen Soundeffekten
- Mit Freunden macht der Multiplayer-Part viel Spaß. Insbesondere das Betreten von Höhlen wird so leichter und taktisch abwechslungsreicher
- Die Entwickler füllen die Inhalte immer weiter auf, sowohl für kostenlos-Spieler als auch für zahlende Kunden, etwa in Form zusätzlicher Dungeons
- Auf die Anmerkungen und Kritik der Community wird bisweilen recht offen eingegangen und reagiert
- Die Vielzahl an Items und das damit verbundene recht individuelle Aussehen der Figur befeuert des Sammeltrieb und die Suche nach immer noch besseren Gegenständen
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- Ständige Rennerei
- Mit zunehmendem Level wird es ohne Premium schwerer und mühsamer, einige Gebiete wirken dadurch etwas frustrierend
- Die Flut an schier unerschöpflichen, sich teils wiederholenden Mini-Aufträgen wirkt mit der Zeit ermüdend. Übergeordnete Zwischenziele, vielleicht in Achievement-Form, die der User wahrlich abschließen kann, wären wünschenswert
- Zwar wurden die Missionstexte versucht knapp zu halten, aber durch die Massen-Questerei wird auch das Lesen dieser Texte bald quälend
- Das Ausschüttung von Premium im Spiel ist vor dem Hintergrund der Mengen, die nötig sind, als reines Alibi zu bewerten
- PvP ist aktuell unausgeglichen und wird aktuell auch noch kaum genutzt
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FAZIT |
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83% Drakensang Online (DO) wird von den ehemaligen Radon Labs entwickelt, die auch die PC-Reihe Drakensang geschaffen hat. Leider musste die Berliner Firma 2010 Insolvenz anmelden, wurde aber von Bigpoint übernommen, um das gleichnamige Browsergame zu erschaffen. Der wichtigste Unterschied ist, dass das Browsergame keine Regelwerk-Lizenz von Das Schwarze Auge (DSA) nutzt und somit lediglich denselben Namen wie die PC-Reihe trägt. Bereits jetzt haben sich schon weit über 1 Mio. User für das Hack and Slay-Game registriert. Am ehesten lässt sich DO mit Diablo vergleichen, das hier eindeutig in vielen Bereichen Pate stand. So gibt es Unmengen an Items, die die Sammelwut anstacheln und teilweise für Aufwertungen gesockelt sind. Es gibt ein mehrstufiges Skillsystem, viele Tränke und den typischen Hau-Auf-die-Monsterhorden Spaß. Auch die Leiste für das Inventar und die Lebensenergie erinnert stark an die Blizzard-Reihe. Das alles erleichtert vielen den Einstieg und daher legt das Game ohne große Erklärungen gleich actionreich los. Das Ganze wird für ein Browsergame derart atemberaubend von der Nebula-Engine in Szene gesetzt, dass es wirkt, als liefe hier ein etwas älteres, reguläres PC-Spiel. Man merkt der Grafik, der Musik und dem gesamten Umfang an, dass ein eingespieltes Profiteam aus dem klassischen PC-Bereich dahinter steckt. Anfangs dürfte der Titel nahezu jeden in seinen hübschen Bann ziehen. Beim Betreten von Höhlen verschlägt es einem schier den Atem.
Nach der anfänglichen Begeisterung vom sicherlich mehreren Stunden, spaltet sich die Spielerschaft aber schnell. Für viele User müssen wir die Langzeitmotivation aktuell in Frage stellen. Beispielsweise ist das Kernelement bei Diablo die typische Sammelwut. Diese versucht DO nachzuahmen, aber sie wird durch ein viel zu kleines Inventar zugleich schmerzlich bekämpft. Das Inventar lässt sich erweitern, aber nur gegen die Premium-Währung Andermant. Ebenso verhält es sich mit schnelleren Level-UPs, einigen zusätzlichen Spielbereichen, Identifikationsitems für besondere Ausrüstungsgegenstände oder auch für Schlüssel, mit denen man Truhen bei Boss-Gegnern überhaupt erst öffnen darf: Wer kein Geld investiert, muss zunehmend geduldiger sein oder bleibt außen vor.
DO hätte das Zeug zum Platin-Titel. Es wird ein enormes Spielgerüst geboten, das aber leider an vielen Stellen eben noch merklich im Bau ist. Der Umfang ist zugleich das Dilemma: Denn dadurch bietet DO eben auch deutlich mehr kleine bis mittlere Kritikpunkte als ein kleines, bereits abgeschlossenes Spiel. Letztendlich geht es GamesSphere immer um die Bewertung aus Zielgruppensicht und da Bigpoint bereits das Bezahlsystem aktiviert hat, muss sich der Titel unabhängig vom Beta-Status die merklichen Problemstellen eben auch anlasten lassen.
Daher fällt das Urteil trotz des teils phänomenalen Auftritts zwiegespalten aus. Wenngleich das Entwicklerteam verspricht, vieles zu verbessern und in der Vergangenheit auch schon stark auf Community-Kritik einging, das Hauptproblem offenbart sich den Usern nach einigen Stunden: An zu vielen Basiselementen ist die Premium-Schraube angelegt. Die unfertige Entwicklung der Inhalte ist zu merken und leichte technische Schwierigkeiten stören manchmal den Spielfluss. Es bleibt abzuwarten, ob das Projekt zu ambitioniert und überdimensioniert ist oder ob Bigpoint Berlin aus dem tollen Grundgerüst doch noch den Game-Palast errichten wird, den das Game die ersten Stunden vermittelt.
Selbst quasi unfertig bietet DO ein immenses Erlebnis und setzt einen Meilenstein in der Browsergame-Szene. Darum sollte sich jeder das Game ansehen, auch wenn es nicht sein Genre ist. Dabei jedoch bitte immer wieder klarmachen: Dies ist ein Browsergame!
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