Lootboxen-Regulierung in Video-Games
26.08.2021 - Das Thema Videospiele stand in Deutschland meistens nur dann ganz oben in den Nachrichten, wenn es um den Zusammenhang von Gewalt in der Realität und Games ging. Inzwischen möchte der Staat neben anderen Einschränkungen für Entwickler, sogar Lootboxen und co regulieren.
Was sind Lootboxen und warum sind sie in Spielen so beliebt?
Virtuelle Schatzkisten werden von Kennern gerne unter dem Sammelbegriff Lootboxen vereint. Es gibt sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit, lange bevor das Internet Spiele veränderte. Lootboxen beherbergen meist eine oder mehrere Items (Gegenstände), wie Waffen, Tränke oder Ausrüstungen aller Art, die dem Gamer innerhalb des Spielverlaufs einen Mehrwert bieten können. Manches an Items kann einen hohen, virtuellen Wert besitzen. Grund hierfür ist die Seltenheit. Einige Gegenstände bekommen Durchschnittsspieler deshalb kaum im Spiel zu sehen, es sei denn sie haben außerordentlich Glück. In der modernen Form entscheidet aber oftmals nicht nur das Glück, sondern auch das Geld.
Illegale Lootboxen? Viele Spieler kaufen sich wertvolle Items gegen Echtgeld
Wer heutzutage Online-Games zockt weiß genau, im Multiplayer-Modus läuft dies nur mit Internetverbindung. Wenn in solchen Spielen Lootboxen zu finden und sich keine geeigneten Items gesammelt werden, bieten manche Spiele ihren Nutzern an gegen virtuelles oder echtes Geld Lootboxen direkt kaufen zu können. Ein Konzept, das aufgeht, aber auch das Budget vieler Jugendlicher belastet. Insbesondere Kinder können schnell in eine Teufelsspirale fallen, denn mit der hinterlegten Kreditkarte der Eltern fällt weniger schnell auf, wie viele Kisten bereits zu welcher Summe erworben wurden. Hier ist auch bereits der Knackpunkt der Thematik zu finden. Wenn Kinder die Option haben Lootboxen zu kaufen, in der Hoffnung wertvolle Items zu erhalten, ist dieser Vorgang nach Meinung des Deutschen Staates als Glücksspiel zu werten und somit illegal.
Stärkere Regulierung durch reformierte Jugendschutzgesetze wurden auf den Weg gebracht
Damit Kinder und auch minderjährige Jugendliche künftig vom Glücksspielanreiz in Videogames geschützt werden können, bedurfte es einer Veränderung des Jugendschutzgesetzes, was nun umgesetzt wurde. Insbesondere der Schutz bei Onlinegames stand hierbei im Fokus. Dabei geht es auch um Transparent, für die Hersteller in die Verantwortung genommen werden. Wer als Entwickler bereits Titel auf den Markt wirft, ohne kenntlich zu machen, dass der Spielablauf mit Einzahlung von Echtgeld bestritten werden kann handelt demnach falsch. Die Rede ist von sogenannten Interaktionsrisiken.
Mehr Transparenz zu einem sicheren Spielerlebnis für alle Nutzer
Vor allem unerfahrene Spieler, die das Spiel auf dem Smartphone oder Tablet aber auch der Konsole zocken werden schnell in mögliche Käufe hineingezogen, die auch in der realen Welt das Konto belasten, oftmals sogar ohne es direkt zu merken. Lootboxen sind auch vielen Eltern ein Dorn im Auge, doch in vielen Games und Apps nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Eine Pflicht zur Kennzeichnung könnte hier für Abhilfe sorgen und somit die Transparenz stärken und für mehr Sicherheit sorgen. Ebenfalls stand die Alterseinstufung von Spielen zur Debatte, bei denen Aspekte wie ebenjene Lootboxen unbedingt einen Einfluss haben sollen, diese Spiele nicht mehr Kindern zugänglich machen zu können.
Wie wird sich die Veränderung auf Lootboxen in Spielen tatsächlich auswirken?
Die Veränderung von Richtlinien wird die Spielbranche in Deutschland möglicherweise insgesamt etwas durcheinanderwirbeln und auch für Verwirrung sorgen. Selbst harmlose Spiele können nach der neuen Reform mit einem "ab 18"-Sticker versehen werden, Schuld hier dran sind die Lootboxen und ihre Eigenschaft bei Spielern bereits in jungen Jahren eine Sucht zum Glücksspiel ausbilden zu können. Eltern können. Anhand solcher Siegel jedoch schnell erkennen, welche Titel für ihre Kinder geeignet sind. Darunter fallen kleinere Apps unbekannter Produzenten aber auch millionenschwere Produktionen mit Film-Lizenz. Wenn das Geschäft der Publisher, Lootboxen in Spielen nur gegen Echtgeld zu integrieren für einen Umsatzrückgang ihrer Games sorgen wird, sehen Experten die Zukunft der Schatzkisten alles andere als rosig. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Glücksspielansatz aus den meisten Spielen komplett verschwindet und allenfalls mit virtueller Währung ein Angebot erhält, welche aber nicht auf Echtgeld-Ausgaben basieren darf.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen: Die Deutschen Glücksspielaufsichtsbehörden sehen Lootboxen nicht als Glücks- oder Casino-Spiel an
Der Deutsche Markt ist für die Spieleentwickler weltweit in Sachen Umsatz nicht unerheblich, sodass sich diese an die neuen Gegebenheiten anpassen dürften. Dennoch wird es auch weiterhin noch etliche Games auf dem Markt geben, die Fans von Lootboxen glücklich machen und ihnen seltene Items offenbaren. Ob das Gesetz in der Realität seine Anwendung findet, ist dennoch noch nicht klar. Anders als das Bundesfamilienministerium sehen die Deutschen Glücksspielaufsichtsbehörden die Situation vollkommen anders. Ihrer Meinung nach stellen Lootboxen in Spielen kein klassisches Glücksspiel dar, führen somit nicht zur Spielsucht und sollten auch nicht reguliert werden.
Ansonsten hätte es durchaus sein können, dass im Zuge der neuen GlüStV auch regeln für Lootboxen und dergleichen ab diesem Jahr festgesetzt worden wären. Für richtige Glücksspiele, wie die in Online Casinos wurden mit diesem neuen Staatsvertrag nämlich so einige Beschränkungen eingeführt; beispielsweise diverse Limits. Zwar findet man noch das eine oder andere Online Casino ohne Limit, jedoch nicht mit Firmensitz in Deutschland.
Und dennoch, bei der Frage bezüglich von Lootboxen ist noch nicht das letzte Machtwort gesprochen. Eine Variante könnte sein, dass findige Entwickler trotz Regulierung eine Grauzone ausloten werden, in denen das Vorhandensein von Lootboxen weiterhin das Spielgeschehen bestimmen wird.