Test: Der PC-Klassiker erobert den Browser
27.08.2011 - Die Redaktion hat sich auf eine kleine Insel verfrachten lassen, um dort fleißig eine Siedlung zu gründen. Steinbrüche und Sägewerke wurden errichtet und im Randgebiet Banditen gesichtet. Ob wir mutig den Kampf aufnahmen oder das Eiland lieber sich selbst überließen, erfahrt ihr im aktuellen Test.
- Gut gelungene Startseite. Festgelegte, aber umfangreiche Avatar-Auswahl. Auf der Startseite wird der Spieler fortan vom eigenen Avatar begrüßt
- Beim Einloggen werden während der Ladezeit hilfreiche Tipps angezeigt
- Sehr übersichtliches und gut strukturiertes Tutorial in linearer Questform mit Belohnungen. Der Spieler wird hervorragend an die Hand genommen und die Funktionen vorbildlich erklärt
- Bereits in der ersten Stunde viele Erfolgserlebnisse und schnelle Level-Aufstiege, die weitere Features freischalten und Lust auf mehr machen
- Faire Spielchancen: Auch bei Neulingen, die planlos vorgehen, wird es zu Beginn keine größeren Rohstoffengpässe geben
- Es gibt unglaublich viel zu entdecken, die vielen Gebäude sind animiert und die Arbeiter wuseln fleißig umher: Der typische Siedler-Aquariumseffekt lässt vergessen, dass es sich tatsächlich um ein Browsergame handelt
- Die dezenten, witzigen Soundeffekte und das stimmige Vogelgezwitscher schaffen eine entspannte Atmosphäre
- Falls sich Neulinge nicht zurecht finden, können sie auf den Ingame-Chat mit verschiedenen Channels, das Forum oder den Support zurückgreifen
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- Beim Start gibt es je nach Stoßzeiten und eigener Internetverbindung Verzögerungen durch kurze Ladezeiten. Ebenso während des Spiels manchmal beim erstmaligen Laden von Grafiken, dadurch könnten Neulinge denken, dass eine Funktion nicht funktioniert
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- Aufgeräumte Menüführung, die im Tutorial auch sehr gut erklärt wurde. Trotz der Komplexität des Titels dürfte sich jeder schnell zu Recht finden
- Nützliche Texteinblendungen helfen nahezu an allen Stellen des Spieles weiter, so dass das Erforschen der Menüs und Untermenüs Neulingen einen Vorgeschmack liefert, was sie noch erwarten wird
- Neue Features wie Gebäude werden durch Level-Aufstiege freigeschaltet. Die benötigten Erfahrungspunkte werden durch Quests gesammelt, die gut zugänglich und sehr leicht verständlich sind. Es gibt keine Textorgien wie in vielen anderen Browsergames
- Besondere Ereignisse wie das Beenden von Quests oder neue Nachrichten werden durch schöne Sounds angekündigt und untermalt
- Jeder startet auf einer eigenen Insel, die in Sektoren aufgeteilt ist. Lediglich NPC-Räuberlager gilt es selbst aktiv zu bekämpfen, um weitere Bereiche der Insel zu erobern. Insofern herrscht kein Druck durch eine aktive Bedrohung
- Unglaublich umfangreich für ein Browsergame: Die Spieltiefe und der Detailreichtum lassen manchmal vergessen, dass hier ein Free2Play- und kein Vollpreis-Titel läuft
- Kenner der PC-Reihe werden sich schnell zu Recht finden, aber ebenso viele Neuerungen und Abwandlungen entdecken: So dient Nahrung dazu, Proviantpakete herzustellen, mit denen sich die Produktivität der vielen Betriebe temporär steigern lässt. Sie ist somit nicht mehr die Voraussetzung für Produktion
- Die Steuerung ist sehr gut gelungen. Maus und Tastatur kommen zum Einsatz. Das unglaubliche Spielgefühl führt dazu, dass man anfangs versehentlich auch die rechte Maustaste nutzen wird
- Geschickte Verdinglichung von Spielbestandteilen: Rohstoffpakete oder Zusatz-Quests werden als Items wie Tradecards abgebildet: Sie lassen sich finden, herstellen, kaufen und verschenken und somit auch zeitversetzt einsetzen, wenn der Bedarf besteht
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- Der nötige Zeiteinsatz schwankt je nach Level-Fortschritt enorm: Prinzipiell ist es möglich, DSO wie einen Casual-Titel zu nutzen, ein Neuling wird es fast wie ein Fulltime-Game nutzen können
- Nach den vorbildlich schnellen Erfolgserlebnissen zum Spielstart wird der User mit dem Wechsel von Level 16 auf 17 extrem stark ausgebremst: Die benötigten Rohstoffe und Endprodukte steigen massiv an. Der User wird auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, dass es sich hierbei doch um ein Browsergame handelt
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- Stimmiger Mix aus bunten, comicartigen Elementen wie den Avataren und Items und vorgerenderten Grafiken wie bspw. den Gebäuden
- Sehr liebevoll und detailreich gestaltete Welt mit hochwertigem Material wie es von der PC-Reihe bekannt ist
- Satte 56 verschiedene Gebäudetypen, die sich je nach Ausbaustufe sogar noch verändern. Hinzu kommen viele Dekorationsbauten und NPC-Gebäude
- Typischer Siedler-Aquariumseffekt: Nahezu alle Gebäude sind nebst Auf- und Abbau animiert, die Arbeiter wuseln umher, NPC-Tiere wandern durch die Wälder und das Wasser schimmert: Es bereitet Freude, das Treiben zu beobachten
- Übersichtliche isometrische Perspektive auf die detailreiche Welt
- Hilfreiche Zoomfunktion mit 13 Stufen via Mausrad oder Menü
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- Meckern auf hohem Niveau: Nicht alle Gebäude oder Figuren sind animiert. So sucht man einen losgeschickten Geologen im Gegensatz zur PC-Version vergebens
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- Einsatz von Flash. Die Datei, die zum Start geladen werden muss, umfasst nur etwa 5 MB, was bei dem Spielumfang eine großartige Leistung ist
- Qualitativ hochwertiger Fullscreen-Modus auch in Full-HD möglich, der sich dank der 13 Zoomstufen individuell einstellen lässt
- Für das meist ressourcengierige Flash, läuft DSO überaus flüssig und gibt sich CPU-freundlich, sofern es um die 250 MB RAM zur Verfügung hat
- Daten, wie Gebäude mit höheren Ausbaustufen, werden erst geladen, wenn sie erstmalig zum Einsatz kommen: Das spart anfänglich Lade- und Wartezeiten
- Stimmige Audio-Effekte, die sich optional auch deaktivieren lassen
- Komfort: Mit der Registrierung wird automatisch auch der Account für das offizielle Forum erstellt
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- Die Zoomfunktion in Flash bringt kleine Abstriche: Je nach Zoomstufe wirken Gebäude manchmal unscharf oder das Bild rastert etwas auf
- Mitunter je nach Serverlast und eigener Internetverbindung Verzögerungen beim Start oder im Spiel durch das Nachladen von Daten. Das stört immer wieder mal
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- Großer Unterhaltungswert: Eine Feature- und Spieltiefe wie in einem Vollpreistitel
- Relativ konfliktfreies, entspanntes Spielvergnügen für ein sehr breites Publikum. Ein absolut familiengerechter Titel
- Das sukzessive Freischalten neuer Features und Gebäude durch höhere Level motiviert, am Ball zu bleiben. Es wird immer wieder etwas Neues geboten
- Die eigene Insel ist von einem Kriegsnebel bedeckt. Neue Bereiche werden mithilfe von Entdeckern erkundet. Das sorgt für Spannung und weckt Expansionslust
- Typische Casual-Elemente belohnen Spieler, die regelmäßig in DSO reinschauen: So lässt sich der Entdecker immer wieder mal auf Schatzsuche schicken, was zufällige Items einbringt
- Die Truppengattungen werden nacheinander freigeschaltet: Es gibt 9 Einheiten plus General auf Spielerseite sowie 6 Einheiten und 5 Bosse auf NPC-Seite. Das Befreien weiterer Inselbereiche von NPC-Banditenlagern ist teils einfach, teils fordernd
- Wer sich mit den Produktionszeiten, den Mengenverhältnissen und den Wegezeiten auseinandersetzt, wird durch eine effektivere Herstellung von Rohstoffen und Waren belohnt. Wem das zu aufwendig ist, wird auch Erfolg haben, nur etwas langsamer. Alternativ lässt sich Premium einsetzen
- Zwar lassen sich viele Dinge wie Rohstoffe durch Premium sofort kaufen, aber zentrale Produkte wie Waffen müssen selbst produziert werden
- Ab Level 17 kann die Händlergilde gebaut werden. Dadurch darf der Spieler mit anderen Handel treiben
- Freundesliste: Die Siedlungen der Buddies lassen sich besuchen. Dabei können die Produktionsbetriebe genau wie die eigenen temporär gesteigert werden. Zusätzlich lassen sich alle Items und Quests aus dem Shop auch an Freunde verschenken. Das setzt positive Energie frei und macht immensen Spaß
- Ein Chat bietet schnellen Zugang zu anderen Spielern und fördert den Meinungsaustausch und die Kommunikation innerhalb der Community
- Ab Level 17 können Spieler eigene Gilden gründen und sich in Gruppen mit bis zu 100 Mitgliedern zusammen schließen
- Auch wenn die regelmäßige Pflege und Kontrolle der eigenen Siedlung Vorteile mit sich bringt, so ist längere Abstinenz kein großes Problem
- Wenn angeworbene Freunde Edelsteine (Premium) kaufen, erhält der Werber 200 Edelsteine geschenkt
- Die Weiterentwicklung von DSO verspricht die Ausweitung der bisherigen Elemente, etwa neue Abenteuer. Auch gänzlich neue Inhalte wie PvP sind bereits in Vorbereitung
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- Die Wartezeiten nehmen im späteren Verlauf enorm zu. Ein Beispiel: Der Geologe benötigt anfänglich 4 Minuten, um nach Stein zu suchen. Für Eisen ab Level 18 braucht er hingegen schon 60 Minuten
- Die Dauer, höhere Level zu erreichen, um Neues zu erleben, steigt ab Level 16 sehr stark an. Ebenso die benötigten Rohstoffe und Waren, um weiter zu kommen. Das dürfte die anfängliche Euphorie bei einigen etwas ausbremsen
- Rohstoffvorkommen dürfen nicht vollständig ausgeschöpft werden, sonst sind die Stellen verloren
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FAZIT |
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Mit Die Siedler Online (DSO) hat Ubisoft eine erfolgreiche deutsche Traditionsreihe in den Browser gebracht, die 1993 durch Volker Wertich für Blue Byte erstmals das Licht der Welt erblickte. 2010 erschien mit Die Siedler 7 der jüngste Titel der Reihe. Die Portierung zum Browsergame ist wahrlich meisterhaft gelungen. Die jahrzehntelange Erfahrung in der Spielentwicklung schlägt mit voller Wucht in den Browsergamemarkt ein. Der Titel richtet sich an ein sehr breites Publikum und setzt den typischen Aquariumseffekt auch im Browser gekonnt in Szene: Die vielen Gebäude und Arbeiter wuseln fleißig vor sich hin und beleben den Monitor. Der Einstieg ist hervorragend gelöst: Ein Neuling wird perfekt an die Hand genommen und durch schnelle Erfolge und neue Features motiviert. Siedler-Kenner werden vieles wiedererkennen, aber es gibt auch massive Anpassungen und Neuerungen gegenüber den klassischen Titeln. So hat Nahrung nun andere Funktionen, es gibt NPC-Räuberlager und durch Multiplayer-Elemente können sich Freunde helfen oder zu Gilden zusammenschließen. Die Glanzleistung, das Gefühl zu vermitteln, fast ein vollwertiges PC-Spiel zu nutzen, könnte aber bei einigen Usern eine kleine Enttäuschung entstehen lassen: Man möchte viel erleben und gestalten. Das geht anfangs gut, danach wird aber klar: Auch DSO ist ein Casual-Game, das Erfolge und Wartezeiten zunehmend streckt und daher entweder Geduld oder etwas Premium-Einsatz abverlangt. Die immense Spieltiefe, der Ansporn, weiter zu expandieren, neue Gebäudetypen errichten zu können sowie lustige kleine Elemente wie die Schatzsuche, bergen einen großen Suchtfaktor. Technisch ist das Game grandios umgesetzt, dennoch gibt es kaum zu vermeidende, verschmerzbare Problemchen durch Flash und die Datenmengen, die (nach)geladen werden müssen. Nach einer langen Testphase mit vier Personen haben wir noch lange nicht alles erspielt und sind nach wie vor begeistert. Und das, obwohl Ubisoft das Game noch deutlich erweitern wird und DSO klassische Motivationssysteme wie Achievements (noch) nicht mal implementiert hat. Daher unser Rat: Wer die Siedler-Reihe kennt, sollte sich das Browsergame ansehen. Ob für die Intensivnutzung oder Browsergame-typisch für Zwischendurch: Es lohnt sich! - Wer die Reihe nicht kennt: Unbedingt testen!
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