Indie-Games: Erzählungen jenseits des Mainstreams
08.11.2024 - Worum geht es bei einem guten Game? Definitiv um die Erzählstrategie. Gerade unabhängige Entwickler, die nur selten ein großes Budget zur Verfügung haben, trauen sich an die nichtlinearen, wilden Geschichten, die bei den treuen Anhängern schon bald zu einem echten Kult werden.
Lineare Ansätze, mit denen sich die große Menge auf Anhieb identifiziert, damit zeichnen sich die meisten der beliebten Spiele aus. Große Studios gehen auf Nummer sicher, schließlich investieren sie nicht selten viele Millionen in die Entwicklung eines neuen Spiels. Indie-Entwickler, die sich oft nur aus kleinen Teams zusammensetzen, trauen sich an die bunte Vielfalt der narrativen Ansätze und sprechen damit die Spieler auf eine einzigartige und erfrischend neue Weise an.
Experimentelle Erzählformen sind beliebt
Schon wieder ist ein neues Spiel aus erzählerischer Sicht nur eine Kopie: In der Welt der Spieleentwicklung geht es ähnlich zu wie bei Spielfilmen. So mancher Zuschauer, aber auch so mancher Gamer, setzt auf die simple Unterhaltung. Dagegen spricht nichts. Gleichzeitig lässt sich in den vergangenen Jahren ein neuer Spielertyp beobachten, ein Typ, der Innovationen am eigenen Leib erfahren möchte und sich immer mehr vom Mainstream und den immer gleichen Narrativen abwendet.
Die nichtlinearen Narrative, wie sie in vielen Indie-Games immer beliebter werden, überlassen es mehr und mehr dem Spieler, den Fortgang eines Levels oder des gesamten Spiels zu entscheiden. Die feste Handlung fällt bei den Rollenspielen weg und der Spieler erlebt ein individuelles Erlebnis, das ihn auf persönlicher Ebene anspricht. Jeder Spieler erlebt sein Spiel damit anders und das trägt erheblich zu einem höheren Maß an Immersion bei. Folgt das Narrativ eines Spiels nicht den ausgetretenen Pfaden, so bleiben die Gamer länger am Ball und kehren dem Spiel nicht schon nach wenigen Tagen den Rücken.
Ist die Geschichte interaktiv, so wird der Spieler selbst zum Schreiber. Durch das aktive Zutun des Spielers entwickeln sich Charaktere gewollt in eine Richtung. Das alles trägt dazu bei, dass es heute besonders die Games der Indie-Entwickler sind, die immer näher am echten Leben sind.
Neben der Immersion und der Mitwirkung beobachten Kenner, dass emergente Erzählungen ebenso häufig bei angesagten Spielen auftreten. Emergente Erzählungen bedeuten nichts anderes, als dass sich ein Spiel nur in der Gemeinschaft, das heißt, im Zusammenspiel mit anderen Mitspielern, lösen lässt. Das stärkt die Gemeinschaft, außerdem nutzt es die Möglichkeiten des vernetzten Spielens bestens aus.
Wie weit das Thema in die Gaming-Welt vorgedrungen ist, zeigt sich daran, dass mittlerweile sogar Online-Slots auf neue Narrative setzen. Im Informationszeitalter hungern die Spieler förmlich nach etwas Neuem, und für die Entwickler ist das der Ansporn, in neue Richtungen zu denken.
Identifikation und Emotion
Eine gute Geschichte, egal, ob diese in Buchform, als Film oder eben als Spiel vorliegt, nimmt einen mit auf eine Reise. Das geht allerdings nur dann, wenn es zu einer Identifikation der Spieler mit den Protagonisten kommt. Indie-Entwickler setzen mittlerweile besonders häufig auf Charaktere, die Spieler in erster Linie auf einer emotionalen Ebene ansprechen. Die einfachen, nicht gerade tiefgründig gestalteten Figuren sind nicht mehr länger angesagt, denn sie spiegeln nicht wirklich das echte Leben wider.
Trauer, Freunde, Angst und Erfolg — je näher einem ein Spiel die echten Gefühle des Lebens näherbringt, desto schneller kommt es zu einer Identifikation. Neben der durchdachten Gestaltung der Personen sind es die Atmosphäre und das Sounddesign, mit denen es besser denn je gelingt, eine emotionale Verbindung aufzubauen.
Der Wert echter Interaktion
Läuft eine Geschichte vor einem wie ein Film ab, so fehlt es an der Kontrolle und an der Möglichkeit, die Narrative mitzugestalten. Indie-Games geben den Spielern den Taktstock in die Hand. Mission nach Mission oder doch die genial gestaltete Landschaft erkunden? Der Spieler hat es selbst in der Hand, welche Richtung ein Spiel nimmt, und genau das spiegelt das echte Leben wider. Nach einem harten Tag in der Schule, der Uni oder in der Arbeit möchte sich niemand mit einem kaum lösbaren Level abmühen.
Spieler wollen experimentieren und das geht nur, wenn auch die Entwickler mutig experimentieren und sich an neue Ufer wagen. Gerade die etablierten Studios können viel von den unabhängigen Teams lernen. Experimentelle Ansätze kommen gut an und bringen oft echtes Kult-Potenzial mit sich. Die Indie-Szene ist der Hort der Innovation und Kreativität. Wer etwas Neues entdecken möchte und von der aktuellen Spielauswahl gelangweilt ist, findet in den Indie-Genres garantiert etwas, das einem so zuvor nicht begegnet ist.