Cloud-Gaming mit niedriger Auflösung: ein notwendiges Übel?
18.08.2021 - Ein Blick auf Netflix und Co. zeigt: Die Ära von Film- und Serienstreaming ist jetzt! Ein Blick auf Google Stadia und Konsorten zeigt wiederum: Cloud-Gaming steckt noch in den Kinderschuhen. Welche Hürden für die Cloud-Plattformen derzeit noch zu hoch sind, verraten wir euch jetzt!
Lästige Qualitätseinbrüche
Folgendes Szenario: Ihr befindet euch mit eurem digitalen Helden in einem episch inszenierten Singleplayer-Abenteuer und seid kurz davor, einem lästigen Boss-Gegner den endgültigen Gnadenstoß zu verpassen. Eure Kombos sitzen, die hinterhältigen Konter des polygonen Fieslings wurden traumwandlerisch geblockt – und dann das: Aus dem knackscharfen Gaming-Erlebnis wird urplötzlich ein eher grobkörniger Bildschirmbrei. Genau richtig: Die Qualitätsprobleme haben wieder einmal zugeschlagen! Was bei konservativen, discbasierten oder heruntergeladenen Titeln undenkbar wäre, bricht so manchen Cloud-Gaming-Diensten derzeit noch das Genick. Neben den erforderlichen, extrem hohen Bildwiederholungsraten ist es hierbei nicht zuletzt die Latenz der eigenen Internetverbindung, welche die Spielspaßlust in unscharfen Grafikfrust verwandelt. Dabei zeigt ein Blick über den Tellerrand, wie es gehen könnte. Einige Online-Spielotheken, wie etwa Zamsino, setzen auf spezielle Augmented-Reality-Schnittstellen, welche das spannende Treiben in den Casinos direkt auf die Screens der heimischen Zocker streamen. Im Falle von Spiele-Streaming-Diensten scheinen Qualitätseinbrüche allerdings vorprogrammiert. Demnach setzen viele Cloud-Gaming-Plattformen auf eine automatische Reduktion der Auflösung, um die gestreamte Zocker-Session – zumindest in der Theorie – stets flüssig zu halten.
Die Lösung des Problems?
Besonders lästig: Selbst wenn ihr eine leistungsstarke Internetverbindung euer Eigen nennt, kann es sein, dass die Qualität der gestreamten Titel unverschuldet einbricht. So führen Bugs, Probleme der genutzten Plattformen, Leistungseinbrüche und Verlangsamungen häufig zu ärgerlichen Qualitätsaussetzern. Eine Variante, derartigen Fällen vorzubeugen, bestünde in der Möglichkeit, die Auflösung der Games selbst zu drosseln. Denken wir dabei nur einmal an YouTube: Sobald das Video einfriert und wir statt Monte, Gronkh und Co. nur noch einen zirkulierenden Ladebalken sehen, hilft es in den meisten Fällen, die Qualität von 1080p auf 720p herunterzuschrauben. Eine denkbar einfache Problemlösung, welche auch einige Cloud-Gaming-Plattformen für sich entdeckt haben.
Demnach erlauben es sowohl Google Stadia als auch GeForce Now ihren Nutzern, die Streaming-Qualität manuell zu begrenzen. Auch Amazon Luna erkannte das Potenzial dieser Variante und integrierte die Funktion ebenfalls. Andere Anbieter, wie etwa Xbox Cloud Gaming, hinken in diesem Punkt allerdings noch etwas hinterher. Anstatt den Zockern selbst die Kontrolle über die Qualität der gestreamten Games zu überlassen, setzt man hier nach wie vor auf die automatisierte Anpassung.
Warum wir Low-Resolution Gaming brauchen
Hand aufs Herz: Niemand von uns hat Lust, einen Titel zu zocken, der aussieht, als hätte uns jemand Vaseline auf die Brille geschmiert. Die andere Hand auf die Pumpe: Gleichzeitig will keiner von uns ein knackscharfes Game daddeln, das auf Kosten der hohen Auflösung die Framerate eines Daumenkinos aufweist. Spiele mit niedriger Auflösung können dem entgegenwirken. Kann die Qualität der Streams an die Leistungsfähigkeit der eigenen Internetverbindung angepasst werden, ist zumindest ein flüssiges Gaming-Erlebnis gewährleistet. Da die Cloud-Gaming-Plattformen naturgemäß von der Internetverbindung abhängig sind, ergibt sich ein weiteres, nicht zu verachtendes Problem: Bricht unser unsichtbarer Draht zum World Wide Web ab, werden die angebotenen Titel unspielbar, ungeachtet dessen, dass wir eine hübsche Stange Geld geblecht haben, um diese zocken zu können. Allerdings trifft dieser unliebsame Fall nicht auf alle Anbieter zu. So setzen GeForce Now und Xbox Cloud Gaming beispielsweise auf monatliche Abonnements. Da die Stabilität der Streams derzeit das Hauptproblem von Cloud-Gaming-Diensten darstellt, ergibt sich eine drängende Frage: Ist es die beste Option, den Usern die Möglichkeit zu geben, die Qualität von Hand zu drosseln? Derzeit scheint es, als laute die Antwort darauf: ja.
Das Problem der Internetgeschwindigkeit
Allerdings gibt es da draußen nicht weniger Gamer, die sich mit Sicherheit wünschen würden, dass die Streamingdienste ihr Hauptaugenmerk woanders setzten. So rühmten sich Anbieter wie Stadia im Vorfeld damit, ihren Nutzern ein gestochen scharfes 4K-Gaming-Erlebnis bei butterweichen 60fps zu schenken. Ein Blick auf die Realität beweist allerdings, dass seit dem Launch des Streaming-Dienstes einige Zeit verging, um auch nur in die Nähe dieser angepriesenen Performance-Werte zu gelangen.
Doch ist es überhaupt sinnvoll, dass sich die Cloud-Anbieter auf 4K-Auflösungen und hohe Bildwiederholungsraten konzentrieren, um in der heiß umkämpften Zockerwelt zwischen High-End-Gaming-PCs und Next-Gen-Konsolen überlebensfähig zu sein? Aktuell hat es noch den Anschein, als wären die Streaming-Dienste schlichtweg nicht dazu in der Lage, aus leistungstechnischer Sicht mit den konservativen Plattformen zu konkurrieren. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die grundlegende Säule für die erfolgreiche Umsetzung dieses Unterfangens einfach noch nicht errichtet wurde: Hierzulande ist das Netz von Hochgeschwindigkeits-Internetverbindungen schlichtweg noch nicht hinreichend ausgebaut.