Grünes Gaming: Damit Zocken umweltfreundlicher wird
02.08.2023 - Mehr als 30 Millionen Deutsche zocken laut dem Branchenverband Games zumindest gelegentlich, Tendenz steigend. Für das Smartphone, den PC und die Konsole gibt es immer vielfältigere Spielwelten. Angesichts der steigenden Beliebtheit denkt man beim Thema Gaming seit einiger Zeit auch an Nachhaltigkeit. Wie schädlich ist das Zocken für die Umwelt und wieso ist grünes Gaming in aller Munde?
Hoher Ressourcen- und Stromverbrauch beim Zocken
Forscher des Marktforschungsportals Newzoo prognostizieren der Spielindustrie für das Jahr 2023 weltweite Umsätze von mehr als 200 Milliarden Dollar. Laut ihrer Schätzung wird die Gaming-Community bis Ende des Jahres auf über drei Milliarden Zocker anwachsen. Dieses Wachstum geht mit Herausforderungen im Hinblick auf den Umweltschutz einher. Denn der hohe Energiebedarf und CO2-Ausstoß beim Zocken machen das Hobby zu einer eher umweltschädlichen Freizeitbeschäftigung. 75 Milliarden Kilowattstunden Strom hat Gaming allein im Jahr 2015 verbraucht. In den letzten 40 Jahren hat sich der Strombedarf relevanter Computerkomponenten und Konsolen dabei massiv erhöht.
Laut einer Studie des Stromanbieters Eon verbrauchte Sonys erste PlayStation bei einer täglichen Spieldauer von zwei Stunden noch unter sechs Kilowattstunden Strom pro Jahr. Bei der PlayStation 2 waren es bereits 17 Kilowattstunden und bei der PlayStation 3 sogar 137. Ähnliche Entwicklungen sind bei der Xbox zu verzeichnen. Abgesehen von dem steigenden Strombedarf und einem entsprechend hohen CO2-Ausstoß gehen mit Gaming auch ein hoher Ressourcenverbrauch und ein relativ hohes Müllaufkommen einher. Denn zur Herstellung von Computern, Konsolen und physischen Spielen sind wertvolle Rohstoffe notwendig. Je mehr davon gekauft werden, desto mehr Elektroschrott entsteht.
Vorsicht: Cloud-Gaming ist keine Lösung!
Spiele in physischer Form zu kaufen und nach dem Zocken bei Anbietern wie momox weiterzuverkaufen, ist umweltfreundlicher als Cloud-Gaming ohne physische Spiele. Denn das Zocken in der Cloud wird durch Server-Farmen ermöglicht. Deren leistungsstarke Hardware muss ständig gekühlt werden. Dadurch steigt mit dem Stromverbrauch der CO2-Ausstoß.
Steigendes Bewusstsein in der Gaming-Industrie
In Zeiten der Klimakrise geht der Ressourcen- und Stromverbrauch beim Zocken an Größen wie Sony nicht vorbei. Das Problem: Zocker wünschen sich von ihren Gaming-PCs und Konsolen immer mehr Leistung – und dieses Mehr geht mit höherem Verbrauch einher. Ein Beispiel sind die Highend-Grafikkarten, die moderne Gaming-PCs ausmachen. Bei anspruchsvollen Titeln bewegen sich solche im Schnitt um die 330 Watt. Geht man von zwei Stunden Spieldauer pro Tag aus, liegt der jährliche Verbrauch bei mehr als 250 Kilowattstunden. Zu diesem Wert kommt hinzu, was die CPU, der Arbeitsspeicher, die Festplatte und alle weiteren PC-Komponenten verbrauchen. Gaming-PCs des aktuellen Standards erreichen so problemlos 300 Kilowattstunden und verursachen dadurch etwa 120 Kilogramm CO2 pro Jahr.
Hersteller sind sich dieser Zahlen und der damit einhergehenden Verantwortung mittlerweile bewusst. In diesem Kontext hat sich neben der Idee des Green Gamings die Initiative Playing for the Planet entwickelt. Dieses Umweltprogramm der Vereinten Nationen ist eine Allianz aus Firmen wie Microsoft, Google und Sony, die das Thema Umweltschutz in der Gaming-Industrie voranbringen wollen. Neben der Reduktion von CO2-Emissionen und Plastikmüll stehen hierbei bislang Aufforstungsprogramme und die Integration verschiedener Umweltthemen ins Spiele-Portfolio im Zentrum. Beispielsweise will
- Microsoft bis 2030 klimaneutral sein, die Emissionen seiner Lieferketten um mehr als 50 Prozent senken und Zocker für Nachhaltigkeitsprojekte gewinnen.
- Sony durch Energiesparmaßnahmen seine CO2-Emissionen senken und dadurch bis 2030 30 Millionen Tonnen CO2 einsparen.
- der Online-Spiele-Vertrieb Green Man Gaming bis 2030 genügend Bäume pflanzen, um damit 324.000 Tonnen CO2 zu absorbieren.
- Ubisoft durch Titel wie Anno 1800 das Nachhaltigkeitsbewusstsein seiner Spieler steigern.
Wie umweltbewusste Zocker Green Gaming betreiben können
Nicht nur Spielehersteller müssen umdenken, um die Gaming-Industrie nachhaltiger zu gestalten. Auch Zocker selbst sind gefragt, damit das Spielen die Umwelt künftig weniger belastet. Durch die Wahl der richtigen Konsole, passende Software und das eigene Spielverhalten können sie beeinflussen, wie viel Strom sie beim Zocken verbrauchen. Davon abgesehen können sie dank Second-Hand-Portalen und Flohmärkten auch den Ressourcenverbrauch und das Müllaufkommen reduzieren, das mit ihrem Hobby einhergeht. Darauf zielt der Gedanke Green Gaming ab. Einige Tipps helfen bei der Umsetzung des Konzepts. Beispielsweise sollten umweltbewusste Gamer
- Spiele nie im Pausenmodus weiterlaufen lassen, weil das den Stromverbrauch in die Höhe treibt.
- Konsolen regelmäßig reinigen, um ihre Lebensdauer zu erhöhen.
- kaputte PC- und Konsolen-Komponenten reparieren, anstatt sie wegzuwerfen.
- PCs, Konsolen und Games aus zweiter Hand kaufen.
- eher auf Spiele mit relativ geringer Bildrate setzen.
- bei PC-Komponenten wie der Grafikkarte auf den Energieverbrauch achten.
- dem Stromverbrauch zuliebe lieber auf dem Laptop als auf einem hochgerüsteten Gaming-PC zocken.
- Spiele eher downloaden, als sie zu streamen.
- bei der Wahl der Konsole auf eher verbrauchsarme Modelle setzen (beispielsweise lieber Xbox Serie S als Xbox One X)
- PCs und Konsolen immer richtig ausschalten.
- Hersteller unterstützen, die sich für die Umwelt engagieren.
Green Gaming tut nicht nur der Umwelt gut, sondern schont auch den Geldbeutel. Grund genug, um beim Zocken künftig etwas mehr an Nachhaltigkeit zu denken.